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GESCHICHTE VON FRANZENSBAD
Franzensbad entstand an der Stelle der heutigen Franzensquelle, seine Gründung ist das Verdienst des aus Eger stammenden Brunnenarztes Dr. Bernard Adler, der das Wohlwollen und die Unterstützung Kaisers Leopolds II. für den Bau gewann. Als Gründungsdatum von Franzensbad gilt der 27. April 1793. An diesem Tag billigte Kaiser Franz I. die konkreten Entwürfe von Ing. Rothhesel für die öffentlichen Gebäude. Autor der Konzeption des Straßendorfes (daher die ursprüngliche Bezeichnung Kaiser-Franzensdorf) war Landesbaudirektor Abbé Gruber. 1807 wurde das Bad in Kaiser-Franzensbad umbenannt. Als das ursprüngliche Straßendorf mit der Franzensquelle, der Holzkolonnade, ein paar Kurhäusern, Gesellschaftshaus und Kurpromenade (die heutige Národní třída) um drei parallel verlaufende Straßen erweitert wurde, bekam es langsam das Aussehen einer Stadt. Der heutige historische Kern war von einem breiten Band Englischer Parks umgeben, die der Stadt den Zauber einer Gartenstadt verliehen. Weitere, neu erbaute Straßen führten jeweils am Umfang dieser Parkanlagen entlang, wodurch das heutige Aussehen des in Grün schwimmenden Heilbades entstand. Die hiesigen Parks wurden schon seit 1792 angelegt, ja die Gründung dieser Kurparks und Grünanlagen waren notwendige Voraussetzung zur Gründung des Heilbades. So wurde der frühere fürstliche Gärtner der Lobkowitzer, Martin Soukup, ins Heilbad berufen, dessen Arbeit später sein Sohn Anton fortsetzte, der die ursprünglich Französischen Parks mit geometrisch exakt geschnittenen Hecken und niedrigen Bäumen in einen aufgelockerten ‚Englischen Landschaftspark‘ umwandelte. Ab 1828 begann man,Rhododendren zu züchten, die in den hochgewachsenen Parks heute stille romantische Winkel bilden. Im Jahre 1865 wurde Franzensbad von Kaiser Franz Joseph I. zur Stadt erhoben und der Anschluss ans Eisenbahnnetz machte den vordem stillen Kurort zu einem Heilbad mit weltweitem Renommee. Zur größten Blütezeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts erzielte das Bad Besucherzahlen von bis zu 20 000 Patienten und 80 000 Passanten (Bädertouristen). Einen weiteren Aufschwung erlebte der Kurort in der Vorkrisenzeit der sog. Ersten Republik. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Heilbad als Ganzes verstaatlicht und so entstand das ‚Staatliche Unternehmen der Tschechoslowakischen staatlichen Heilbäder und -quellen‘. Die ausländische Klientel schwand zwar, aber das hohe Niveau der Franzensbader Kurärzte und des medizinischen Personals blieb bewahrt. Die bauliche Entwicklung stagnierte allerdings, nur die bestehenden Kureinrichtungen und Kurhäuser
wurden innoviert. Im Jahre 1991 übernahm die Aktiengesellschaft Lázně Františkovy Lázně den größten Teil der Kureinrichtungen, aber auch einzelne Privatunternehmer begannen mit Erfolg, neue Pensionen und Kureinrichtungen einzurichten und zu betreiben. Im Jahre 1992 wurde Františkovy Lázně – Franzensbad zum Städtischen Denkmalschutzgebiet erklärt und so begann ein völlig neues Kapitel in der Geschichte der Stadt.
NAMHAFTE PERSÖNLICHKEITEN UND BERÜHMTE
BESUCHER
Dr. Bernhard Vincent Adler
Der aus Eger stammende Doktor Adler ist eine Schlüsselfigur von Franzensbad und wird mit Recht als sein Begründer angesehen. Sein Name tauchte erstmals im Jahre 1778 auf. Dazumal ersuchte er den Egerer Stadtrat um ein Stipendium und die Bescheinigung, dass er von seinen Eltern und Verwandten wegen seines Übertritts vom Dominikanerkonvent zu einem Medizinstudium in Wien verstoßen worden sei. Nach Abschluss der Studien wurde er Stadtarzt in Eger. Kurz darauf begann er, sich dem vernachlässigten Egerer Sauerbrunnen, der heutigen Franzensquelle zu widmen. Aus hygienischen Gründen verschloss er den Zutritt zum Pavillon über der Quelle mit einem Gitter und leitete den Sauerbrunnen in ein Auffangbecken ab. Diese Maßnahme verursachte jedoch einen Aufstand der um ihre Einkünfte besorgten Wasserträgerinnen aus Eger, die mit wehenden Fahnen und der Parole „Eine für alle, alle für eine“ mit Pfannen und Schürhaken bewaffnet, zur Quelle zogen und dort den Pavillon niederrissen. Die aufgebrachten Weiber fielen sogar Adler mitten auf der Straße an und beschimpften ihn als ‚Brotdieb‘. Der Egerer Rat wusch sich aus Angst vor den empörten Weibern die Hände in Unschuld und so musste Dr. Adler persönlich nach Prag reisen (wo gerade die Krönung Leopold II. zum böhmischen König stattfand) und den Kaiser in einem Schreiben ersuchen, die Quelle unter seinen Schutz zu stellen. Der Kaiser schickte auch prompt eine Untersuchungskommission nach Eger, worauf der Stadtrat aus Furcht vor Sanktionen schnellstens selbst die Gründung eines Heilbades vorschlug.
Johann Wolfgang Goethe
Rechnet man seine Durchreisen und jeweils eine Übernachtung hinzu, besuchte der berühmte Dichterfürst Franzensbad insgesamt dreiunddreißigmal. Er fühlte sich hier außergewöhnlich wohl und kehrte immer wieder gern zurück. Bei seinem ersten längeren Aufenthalt im Jahre 1808 verliebte er sich hier in die 23-jährige Sylvie von Ziegesar, die Tochter eines Ministers und Geheimrates im Herzogtum Sachsen-Gotha, aber ähnlich wie bei Ulrike von Lewetzow blieb auch diese Beziehung unerfüllt. Während seines Aufenthalts widmete sich Goethe u. a. auch dem Studium des Vulkans Kammerbühl (Komorní hůrka) und löste damit erneute heftige wissenschaftliche Diskussionen über seine Entstehung aus. Goethe fühlte sich in Franzensbad ausgesprochen wohl, zum einen kamen ihm die Möglichkeiten gelegen, die sich ihm hier als Forscher boten, vor allem aber mochte er die familiäre Atmosphäre des Kurortes, wo sich alle im Gesellschaftshaus an der gemeinsamen Tafel trafen und anschließend auf der Promenade flanierten.
In einem Brief an seine Gattin schrieb er: „Hier muss ich noch viel geselliger sein, als in Karlsbad – das ist einer der schönsten Orte im Herzen Europas.“
Ludwig van Beethoven
Beethoven hielt sich in den Jahren 1811–12 insgesamt vier Monate in den böhmischen Bädern auf. In Franzensbad trug er sich zum Beispiel am 8. August 1812 als „Wiener Komponist“ in die Liste der Kurgäste ein und nahm im Haus „Zu den zwei Löwen“ Quartier. Aus Beethovens Briefen geht hervor, dass die einmonatige Heilkur für ihn eher eine Tortur war. Seinem Verleger schrieb er: „Nur das Notwendigste – Ihnen fehlt der Titel der Messe, ich wiederum habe hier von allem zu viel des Guten – all die Bäder und die Faulenzerei, usw., ich bin der sonstigen unvermeidlichen Ereignisse und Zufälle überdrüssig.“
Franz I. und Marie-Louise
Kaiser Franz I., der Gründer von Franzensbad, besuchte das Heilbad nur einmal und zwar im Jahre 1812. Damals begleitete er seine Tochter Marie-Louise – seit 1810 die Gemahlin von Kaiser Napoleon – bei ihrer Rückkehr aus Dresden nach Paris. In Dresden nahm er zusammen mit zahlreichen anderen gekrönten Häuptern aus ganz Europa an einem galanten Bankett teil, das Napoleon vor seinem Feldzug nach Russland veranstaltete. Am 5. Juni trafen sie gemeinsam in Franzensbad ein. Nachdem sie ihre Unterkunft bezogen hatten, machten sie einen Stadtbummel und tranken aus der Quelle. Noch am gleichen Tag unternahm der Kaiser eine Exkursion zum Kammerbühl (Komorní hůrka). Am nächsten Tag, schon um halb sechs in der Früh, reisten die erlauchten Gäste wieder ab.
Božena Němcová
Die berühmte tschechische Schriftstellerin reiste am 17. Juli 1846 in Franzensbad an. In der Stadt scheint sie sich sehr wohl gefühlt zu haben, schreibt sie doch in ihrem ersten Brief: „Aus meinem Zimmerchen bietet sich mir ein entzückender Blick auf die Berge, die mich an meine geliebte Heimat erinnern.“ Der Aufenthalt in Franzensbad war für B. Němcová eine passende Gelegenheit zum Schreiben – ihre Eindrücke aus diesem ungewöhnlichen, gesellschaftlich interessanten Milieu brachte sie in drei Feuilletons – Briefen zum Ausdruck, die an ihre imaginäre Freundin Marie gerichtet waren. In ihnen beschrieb sie nicht nur
die damalige Kur-Gesellschaft, sondern auch diverse Ausflugsorte in der Umgebung.
Franz Joseph I.
Kaiser Franz Joseph I., der Kaiser- Franzensdorf im Jahre 1865 zur Stadt erhob, hatte sie 1847 schon einmal besucht – allerdings noch als Erzherzog. Damals hielt er sich hier zusammen mit seinen Brüdern Ferdinand Maximilian und Karl Ludwig auf, was die Gemeinde veranlasste, ihnen zu Ehren ein Schützenfest im Park und ein Volksfest samt bengalischem Feuerwerk zu veranstalten.
Johann Strauss
Der Walzerkönig weilte 1884 mit Gattin Adele und Tochter Alice in Franzensbad. In den darauffolgenden Jahren hielt er sich hier noch weitere vier Male auf. Eines der Abendkonzerte wurde für die damaligen Kurgäste zum unvergesslichen Erlebnis, als nämlich Dirigent Tomášek Strauss aufforderte, seinen Walzer ‚An der schönen blauen Donau‘ selbst zu dirigieren. Ohne Weiteres kam Strauss diesem Wunsch nach und wurde dafür mit stürmischem Applaus bedacht.
Karl I. und Zita
Der letzte habsburgische Kaiser Karl I. lernte 1909 seine künftige Gattin Zita sogar in Franzensbad kennen, als die siebzehnjährige Zita hier mit ihrer Cousine Maria Annunciata zur Kur weilte. Das Treffen hatte Marie Annunciatas Mutter arrangiert, die künftigen Eheleute trafen sich zum ersten Mal im Kurhaus Imperial. Schon im nächsten Jahr kam Karl wieder nach Franzensbad, wo sich Karl und Zita so nahe kamen, dass sie bereits im Jahre 1911 heirateten.
Herausgeber © Stadt Franzensbad im Jahre 2011.
Die offizielle Website von Františkovy Lázně finden Sie hier.